Der Mormont, eine archäologische und historische Stätte von grosser Bedeutung
Französischer Text : Caroline Sonnay, Biologin.
Im Jahre 2006 wurde auf dem Mormont, in der Nähe der Hügelkuppe, eine archäologische Stätte aus der Eisenzeit entdeckt, welche von europäischer Bedeutung ist. Es handelt sich um eine bislang einzigartig Kultstätte der Helvetier in Gallien[1], die möglicherweise viele neue Elemente über die Kultur unserer Vorfahren, den Kelten, beitragen wird. Nebst dieser aussergewöhnlichen Entdeckung präsentiert der Mormont andere historische Elemente aus verschiedenen Zeiten und zeigt seine Nutzung und seine Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte.
Am 27. Februar 2006, während die Bulldozer begannen einen neuen Sektor des Holzim Steinbruches zu bearbeiten, wurden Hinweise aus der Eisenzeit (750-50 v.Chr.[2]) in einer Vertiefung in der Nähe der Hügelkuppe des Mormonts, auf ungefähr 570 m ü. M. entdeckt[3]. Zunächst als Überreste einer Behausung interpretiert, motivieren sie den kantonalen archäologischen Dienst zu einer präventiven Ausgrabung[4]. Sie beginnt im Juni desselben Jahres und führt zu der Entdeckung, welche sich tatsächlich herausstellt als: „ Einzigartige, in ihrer Art noch unbekannte Stätte in der Schweiz. Eine keltische Kultstätte, wo die Helvetier dieser Region erstaunliche Riten praktiziert haben“[5]. Diese Entdeckung, die ungefähr 100 Jahre v.Chr. datiert[6], ist bis zu diesem Tag einzigartig in Gallien[7]. Nach Denis Weidmann, kantonaler Archäologe zur Zeit der Ausgrabung, ist diese Entdeckung was die Studie der keltischen Religion betrifft, von europäischer Bedeutung[8]. Das Interesse dieser Stätte erklärt sich durch „die Fülle der Opfergaben, seine Dimension und sein ungewöhnlicher Erhaltungszustand“[9]. Auch Holcim anerkennt die Bedeutung[10] : „Nie zuvor wurde eine solche Stätte entdeckt“.
Diese erste Ausgrabung von grossem Ausmass muss notfallmässig, unter dem Zeitdruck durch Holcim, Besitzer des Steinbruches, durchgeführt werden. Das Team der Archäologen zeigt eine echte Leistung indem es ihnen gelingt, die Grabungen innert 9 Monaten vorzunehmen[11]. (Anstelle der 2-3 Jahren, die normalerweise Notwendig wären) Prof.emer. Hans-Georg Bandi[12], Prähistoriker an der Universität Bern, spricht sogar von „Rettungsausgrabung“ und bedauert die fehlende Zeit und ungenügende Mittel. Trotzdem bestätigt er die Qualität der Dokumentation der Stätte[13]. Die Vervielfachung der Entdeckungen und die konstante Vergrösserung der Fläche zu untersuchen, erschweren die Aufgabe zusätzlich. Während den nächsten Etappen des Ausbaus des Steinbruches 2008 und 2009, werden weitere Entdeckungen gemacht[14]. Die Vervielfachung der Entdeckungen und die konstante Vergrösserung der Fläche zu untersuchen, erschweren die Aufgabe zusätzlich. Während den nächsten Etappen des Ausbaus des Steinbruches 2008 und 2009, werden weitere Entdeckungen gemacht.
Eindrückliche Entdeckungen
Um 300 Strukturen werden entdeckt (Gruben, Pfostenlöcher, Behausungen, Schilder und Strassenabschnitte)[15]. Darunter mehr als 260 Gruben die als Opferbrunnen/-gräben interpretiert werden[16]. Deren Druchmesser konnte mehr als 2 Meter erreichen und die Tiefe fast 5 Meter[17]. Diese Gruben enthielten Votivgaben[18], die über mehrere Schichten verteilt wurden und verschiedene Objekte des Alltags enthielten. (Behälter aus Keramik und Bronze, Mühlensteine, Eisenwerkzeug, Schmuck und Münzen, aber auch Gebeine von tierischer und menschlicher Herkunft[19]). Letzteres zeigt uns eine gewaltbereite Facette der Bräuche der Helvetier[20]. Für Gilbert Kaenel, Direktor des kantonalen Museums für Geschichte und Archäologie in Lausanne: „Eine Zusammenstellung von Argumenten lässt denken, dass effektiv, unter extremen Bedingungen wie z. Bsp. bei Bedrohung der Stadt, Menschen (vielleicht Kriegsgefangene) geopfert wurden“[21].
Auch andere gefundene Gegenstände geben Auskunft über die Lebensweise der Helvetier. Zahlreiche Keramik, die auf dem Mormont entdeckt wurde, geben uns Auskunft über den Austausch den sie mit anderen Bevölkerungen der Region hatten. Ein grosser Teil dieser Gegenstände scheint von lokaler Produktion. Andere erinnern durch ihre Form oder ihr Dekor an Produktionen aus der Region Yverdon und nur einige Fragmente von Amphoren zeugen von weitläufigerem Handelsaustausch[22]. Die Präsenz von Überresten einiger grossen Pferde von mediterraner Herkunft, einer der ersten Tiere die in Gallien importiert wurden[23], präsentieren ihrerseits ein wichtiger Bestandteil der Zuchtgeschichte in Europa[24]. Die Sammlung der Gegenstände aus Bronze und Eisen, die auf dem Mormont gefunden wurden, erwiesen sich als die wichtigsten aus der Eisenzeit in der Schweiz.
Zur Zeit seiner Benutzung wurde das Heiligtum des Mormonts von vielen Personen, bei wiederkehrenden Festen wie das Erntedankfest und das Totenfest, besucht. Tragische Ereignisse wie Krieg, Pandemie und Trockenzeit erforderten vielleicht die Organisation von Riten, um den Schutz und die Hilfe der Götter zu erbitten[25].
Welchen Göttern waren diese Opfer geweiht?
Nach Caroline Brunetti[26], Verantwortliche der Ausgrabungen für Archeodunum, ist es selbstverständlich zu früh um Antworten darauf zu geben. Es werden jedoch mehrere Hypothesen hervorgehoben. Die Opfergaben könnten den Göttern der heiligen Unterwelt geweiht sein.
Das Graben der Gruben wäre also ein Mittel um sich physisch und spirituell diesen zu nähern.
Im Hinblick auf die grosse Anzahl hinterlegten Mühlensteine und Körner, könnten sie auch den Göttern in Zusammenhang mit der Landwirtschaft oder Fruchtbarkeit gewidmet sein[27].
Die Position des Heiligtums auf der Hügelkuppe ermöglicht auch zu denken, dass die Zeremonien den Himmelsgöttern geweiht waren[28].
„Der Hügel des Mormonts könnte auch eine einzige grosse heilige Einheit darstellen. Die Tatsache in seine Tiefe zu graben, um Opfergaben zu hinterlegen, sei an sich schon eine Geste von grossem spirituellem Wert“[29].
Überraschungen sind noch zu erwarten
Im Moment wurden noch keine Spuren von Behausungen der Epoche auf dem Standort oder in der nächsten Umgebung gefunden[30]. Es wäre jedoch erstaunlich, wenn die Helvetier einige 300 Gräben auf dem Mormont gegraben haben, ohne Infrastruktur in der Nähe. Da die Grenzen der Stätte während den Ausgrabungen 2009 noch nicht erreicht wurden, kann man erwarten, dass noch weitere Funde im Zusammenhang mit den Opferbrunnen, Standorte öffentlicher Zeremonien, Strassen , Häuser, Grabmäler usw. gemacht werden.[31]. Der Mormont wird in den kommenden Jahren noch weitere Überraschungen für die Archäologen bereithalten.
Der Mormont: ein Standort von Bedeutung für alle Epochen
Nebst diesen aussergewöhnlichen Entdeckungen, zeigen andere historische Elemente, an anderen Orten auf dem Mormont, seine Nutzung und Wichtigkeit im Laufe des Jahrhunderts. Es handelt sich um Spuren der mittelalterlichen Industrie (Nutzung von Holz, Eisen und Kalk, sowie die Produktion von Werksteinen[32][33]) sowie Strassen die aus der Römerzeit und aus dem XVII Jahrhundert datieren.
Im Mittelalter wurde der Mormont in der Tat als Wachturm, Signal und für die Herstellung von Kalk genutzt. Während die Dörfer Eclépens und La Sarraz sich das Recht streitig machten, ihre Ziegen dort grasen zu lassen und die Bäume zu fällen[34]. Die Mehrheit der Eisenerzateliers, die in der Region des Mormonts gefunden wurden, datieren aus dem hohen Mittelalter, Zeitraum in dem die meiste Produktion stattfand. In einem Fall war es möglich, Spuren von Aktivitäten aufzuzeigen, die auf die Eisenzeit zurückführen. (unterer Teil Bellaires)[36].
Seine Wichtigkeit als Durchgangsort ist ebenfalls mit der Präsenz von zwei römischen Strassen bewiesen, die den Mormont von Norden nach Süden überqueren. Sie reichten bis zur prähistorischer Stätte der Marais[37] und des Kanals d’Entreroches. Letzterer wurde im XVII Jahrhundert durch die Holländer gebaut mit dem Ziel die Rhone und den Rhein zu verbinden um den Austausch von Waren zwischen Amsterdam und Venedig zu erleichtern und die Klippen des Meeres zu vermeiden. Der Abschnitt, der Yverdon und Cossonay verbindet, wurde 1664 zur Nutzung eröffnet. Wegen Geldmangel wurde der Genfersee nie erreicht und der Kanal wurde 1828, im Jahr seiner Schliessung, Zahlungsunfähig. Die Überreste seiner Route, die noch heute in der Schlucht die die Hügel Sur Chaux und Telleriat teilt sichtbar ist, stehen unter Denkmalschutz[38]. Diese drei Verkehrswege sind im Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz eingetragen. (Objekt VD59.1 und 59.2)
Das Gut vom Schloss Eclépens ist eines der ältesten Weingüter des Kanton Waadt und der Schweiz.
[1] Der Name gaben die Römer den Territorien, die von den Kelten bewohnt waren. Ein Gebiet, das fast das ganze heutige Frankreich, Belgien, Luxembourg, den Norden Italiens, einen Teil der Niederlanden und Deutschland und das Schweizer Plateau beinhaltet (fr.wikipedia.org, 28.1.2013).[2] www.larousse.fr, 30.1.2013.
[3] Reymond, 2006.
[4] Brunetti et al., 2009.
[5] Reymond, 2006.
[6] Cardellicchio et Hefti, 2008.
[7] Kaenel et Weidmann, 2007.
[8] Ramoni, 2006.
[9] Brunetti et al., 2009.
[11] Cardellicchio et Hefti, 2008.
[12] Bandi, 2007.
[13] Kaenel et Weidmann, 2007.
[14] Kaenel et Weidmann, 2007.
[15] Cardellicchio et Hefti, 2008.
[16] Kaenel et Weidmann, 2007.
[17] Cardellicchio et Hefti, 2008.
[18] Objekt, das an einem heiligen Ort für eine Gottheit hinterlegt wird, um die Erfüllung eines Wunsches zu erlangen. (fr.wikipedia.org, 28.1.2013).
[19] Brunetti et al., 2009.
[20] Brunetti et al., 2009.
[21] Michel, 2012.
[22] Brunetti et al., 2009.
[23] Kaenel et Weidmann, 2007.
[24] Brunetti et al., 2009.
[25] Cardellicchio et Hefti, 2008.
[26] Brunetti et al., 2009.
[27] Cardellicchio et Hefti, 2008.
[28] Kaenel et Weidmann, 2007.
[29] Cardellicchio et Hefti, 2008.
[30] Cardellicchio et Hefti, 2008.
[31] Brunetti et al., 2009.
[32] OFEV, en révision.
[33] Blanc, 1991.
[34] Hefti et Cardellicchio, 2008.
[35] Erste der drei Hauptunterteilungen des Mittelalters. Von Ende des 5. Jahrhunderts bis Ende des 9. Jahrhunderts (fr.wikipedia.org, 28.1.2013).
[36] Pelet, 1993.
[37] Blanc et al., 1989.
[38] CFF, 1989.
Referenzen :
- BANDI H.-G., 24.7.2007 : Le Mormont. Grandeur et misère d’un sanctuaire helvète in Horizons et débats n° 28 (http://www.voltairenet.org/article150357.html).
- BLANC P., CHENEVAL G., DUMONT C., 1989 : Le Mormont. Conception de l’exploitation de la carrière dans le cadre de la protection du site du Mormont. Rapport préliminaire, 18 pp.
- BLANC P., 1991 : Le Mormont. Synthèse des sites exploitables, 12 pp.
- BRUNETTI C., BUCHSENSCHUTZ O., DIETRICH E., KAENEL G., MENIEL P., MOINAT P., NITU C., PIGNAT G. et SERNEELS V., 2009 : Le Mormont, un sanctuaire des Helvètes en terre vaudoise vers 100 avant J.-C., éd. Archéodunum, Lausanne, plaquette de 16 pp.
- CARDELLICCHIO F. et HEFTI I., 2008 : Les fouilles archéologiques du Mormont, 5 pp. (www.lacollinedesceltes.ch).
- CFF, 1989 : Rail 2000 : nouveau tunnel à Eclépens in Magazine CFF, 1/89, pp. 12-13.
- HEFTI I. ET CARDELLICCHIO F., 2008 : Au fil du temps, 4 pp. (www.lacollinedes
celtes.ch). - HOLCIM, 11.2011 : Nouvelle étape de fouilles archéologiques sur le Mormont in Clin d’œil, p. 2.
- KAENEL G. et WEIDMANN D., 2007 : Découverte celtique exceptionnelle en 2006. Le « sanctuaire » helvète du Mormont in Nike-Bulletin 4, pp. 16-21.
- MICHEL F., 12.6.2012 : Bienvenue chez les Celtes in Journal Coopération, pp. 58-61.
- OFEV, en révision : IFP 1023 Le Mormont, 8 pp. (nouvelle fiche descriptive de l’objet IFP Mormont).
- PELET P.-L., 1993 : Une industrie reconnue. Fer, Charbon, Acier dans le Pays de Vaud in Cahiers d’Archéologie Romande, 60, Lausanne, 142 pp.
- RAMONI M., 24.9.2006 : Panoramix nous a dit-il la vérité sur les druides ? in Le Matin, p. 67.
- REYMOND J.-F., 29.9.2006 : Le Mormont livre de très vieux secrets in Journal de Morges, p. 33.
- ROULET Y., 21.11.2011 : Des Montagnes à recoudre in Le Temps, p. 3.
- RTS INFO, 21.9.2006 : Vaud : sanctuaire celtique sur le Mormont (http://www.rts.ch/info/sciences-tech/1100035-vaud-sanctuaire-celtique-sur-le-mormont.html)
- fr.wikipedia.org, 28.1.2013.
- www.larousse.fr, 30.1.2013.
Die Helvetier des Mormonts: einige Links
- Le Mormont n’était sans doute pas un sanctuaire, mais un lieu de refuge. 24 heures du 14 octobre 2014.
- Le « sanctuaire » helvète du Mormont. Gilbert Kaenel et Denis Weidman, NIKE Bulletin 4, 16-21, 2007.
- Le Mormont Un sanctuaire des Helvètes en terre vaudoise vers 100 avant J.-C.: Plaquette, décembre 2009.
- La colline du Mormont (Eclépens, La Sarraz): Géoforum, dimanche 29 janvier 2012.
- Ancêtres helvètes – Bienvenue chez les Celtes. Interview de Gilbert Kaenel. Coopération 24, 58-61, le 12 juin 2012.
- Archéologie vaudoise: Exposée en préambule de la Loi sur la protection de la nature, des monuments et des sites.
- Le sanctuaire celtique du Mormont: Archeodunum SA depuis 2006, ont permis de découvrir plus de 250 fosses à offrandes.
- Le Mormont, grandeur et misère d’un sanctuaire helvète: par le Professeur Hans-Georg Bandi, de l’Université de Berne.
- Monnaies helvètes découvertes dans le sanctuaire du Mormont: Musée monétaire cantonal, Canton de Vaud.
- Fouilles du Mormont: Musée cantonal d’archéologie et d’histoire, Canton de Vaud.
- Le Mormont, des milliers d’heures de restauration…: Musée cantonal d’archéologie et d’histoire, Canton de Vaud.
- Le crépuscule des Celtes: Film de Stéphane Goël, 2008.
- Le crépuscule des Celtes: Vision en streaming du film de Stéphane Goël, 2008, Mystère-TV.
- Les Celtes de la colline du Mormont: Notes historiques, entre Annecy et Genève, le 23 septembre 2008 (Le crépuscule des Celtes).
- Le Mormont: un lieu de culte unique dans le monde celtique vers 100 avant J.-C:, Le Grand Cercle Celtique.
- Le sanctuaire celtique du Mormont (Suisse): Forum d’Archeoplus, archéologie suisse et internationale.
- Premières données sur les animaux du site du Mormont (Vaud, Suisse, 100 avant notre ère): Patrice Méniel, CNRS ARTeHIS, Université de Bourgogne, Dijon, France.
- Le sanctuaire helvète du Mormont: Eduard Dietrich, Gilbert Kaenel et Denis Weidmann. Archéologie Suisse: Bulletin d’Archéologie Suisse, 30, 2007.
- Le site helvète du Mormont (Canton de Vaud, Suisse): résultats de la campagne de 2008: Eduard Dietrich, Patrice Méniel et Patrick Moinat. Annuaire d’Archéologie Suisse, 92, 2009.